Der Hydraulische Abgleich ist gesetzlich vorgeschrieben und als Stand der Technik anzusehen. Durch den
Abgleich können Anlagen effizient und störungsarm betrieben werden. Die Zufriedenheit der Nutzer steigt.
Die Anlagenoptimierung und der hydraulische Abgleich wurde und wird bei der Erstellung von heizungs- und kältetechnischen Anlagen oftmals vernachlässigt. Da sich ein hydraulischer Abgleich direkt beim Verbrauch des Brennstoffes und der Antriebsenergie der Pumpen bemerkbar macht, ist er ein wichtiger Punkt, um Kühl- oder Heizkreise effizient und sparsam zu betreiben. So kann der CO2 Ausstoß eines Gebäudes wirkungsvoll verringert und finanzielle Mittel eingespart
werden.
Bei Bauausführung auf Grundlage der VOB, sind die richtige Einstellung der Umwälzpumpe und die Einregulierung der Anlage auch Vertragsbestandteile. In der DIN 18380/ VOB Teil C wird festgelegt, dass Bauteile durch Berechnung so aufeinander abzustimmen sind, dass die geforderte Leistung erbracht wird sowie ein sparsamer und wirtschaftlicher Betrieb
möglich ist. Auch im Gebäudeenergiegesetz GEG 2024 ist in den seit Oktober 2024 geltenden Paragrafen § 60b und § 60c der Hydraulische Abgleich vorgeschrieben. Für die Ausstellung des verbrauchsabhängigen Energieausweises (EnEV Abschnitt 5 § 16 ff) wird die gemessene Energiemenge unter Zugrundelegung der energetischen Eigenschaften des fertig gestellten oder geänderten Gebäudes herangezogen. Da eine funktionierende Hydraulik effizient arbeitet, verbessert diese direkt die energetische Bewertung des Gebäudes.
Was ist der hydraulische Abgleich?
Ein flüssiges oder gasförmiges Medium nimmt stets den Weg des geringsten Widerstandes. In parallel geschalteten Teilsträngen herrscht immer ein jeweils identischer Druckverlust. Soll ein hydraulisches System überall durchströmt
werden, so muss der widerstandsärmere Strang in parallelgeschalteten Kreisen künstlich verschlechtert werden,
bis beide Abschnitte den nötigen Strömungswiderstand aufweisen.
In nicht einregulierten Anlagen werden die hydraulisch günstigen Abschnitte – das sind oftmals die der Umwälzpumpe räumlich naheliegenden – so lange mit Heizwasser beaufschlagt, bis der Druckverlust durch Reibungsverluste so groß wird, wie der Differenzdruck (Widerstand) des parallel geschalteten Kreises. Erst dann wird auch dieser durchströmt.
Bei einem hydraulischen Abgleich werden in die Anlage berechnete Widerstände eingebaut, welche die bedarfsgerechte
Versorgung der einzelnen Teilstränge und Verbraucher sicherstellen sollen. Dies können entsprechend ausgelegte Rohrlängen und Dimensionen sein (z. B. Tichelmann – System) oder zusätzlich installierte Einstellarmaturen wie Differenzdruckregler, Strangregulierventile und voreinstellbare Thermostatventile.

Bedeutung in der Praxis
In der Praxis ergeben sich aus einem nicht einregulierten Netz erhebliche Anlagenprobleme. Die hydraulisch zu günstigen Verbraucher werden mit einem Vielfachen des benötigten Volumenstromes versorgt. Dieses kann zu unerwünschten Geräuschen führen, die sich durch die Strömung in Rohrleitungen und Ventilen einstellen. Strömungstechnisch ungünstigere Abnehmer werden unterversorgt, was zu einer verzögerten oder ausbleibenden Heizleistung führt (siehe Bild). Die gewählte Temperaturspreizung wird nicht erreicht, da über die zu stark versorgten Verbraucher keine ausreichende Auskühlung des Mediums erfolgt. Dadurch arbeitet der Wärmeerzeuger unwirtschaftlich. Die gewählte Umwälzpumpe kann unter Umständen den benötigten Volumenstrom nicht erreichen, da diese ursprünglich für das abgeglichene System ausgelegt wurde. Gleichzeitig steigt die Leistungsaufnahme der Umwälzpumpe erheblich an. In extremen Fällen kann es zur Überlastung und Schädigung des Pumpenmotors kommen, da dessen maximale Nennleistung überschritten wird. Des Weiteren kann das, bei größeren Gebäuden vorhandene, Heizkosten – Messsystem nicht ordnungsgemäß arbeiten: Verdunster und andere
Heizkostenverteiler sind Verhältnismesser; eine einheitliche Grundlage ist aber nicht gewährleistet. Nach der Einregulierung stellen sich an den Verbrauchern die gewünschten Volumenströme ein. Die Heizkörper werden gleichmäßig erwärmt.
Die Wärmeübergabe erfolgt in allen Anlagenteilen mit bestmöglicher Effizienz.
Eine sinnvolle Einstellung einer hydraulischen Anlage kann in folgende Teilbereiche aufgesplittet werden:
- Ermittlung der Heizlast und Auslegung der Heizflächen und Bestimmung des jeweiligen Volumenstromes
- Berechnung der Rohrleitungsdimensionen mit Druckverlustermittlung
- Die Einregulierung des Verteilsystems bzw. der einzelnen Stränge durch gezielte Eindrosselung oder Einbau von Reglern
- Die Einregulierung der Verbraucher (Heizkörper) innerhalb eines Stranges durch Festlegung der Voreinstellwerte der Thermostatventile/Rücklaufverschraubungen
- Die Förderhöhe und Regelungsart der verbraucherseitigen Umwälzpumpe berechnen und einstellen
- Differenzdruckregler vorsehen, wenn der Druck vor dem Thermostatventil 200 mbar übersteigt.
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